Operation Blackout

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Die Rotorblätter auf dem Dach des UH-60 Black Hawk gaben ein stetiges Rauschen und Rattern von sich, als der riesige Militärhubschrauber mit verhältnismäßig langsamen 120 Meilen pro Stunde durch die Hitze der syrischen Mittagssonne flog. Im Inneren der Maschine waren die Geräusche nur geringfügig leiser. Lediglich die Headsets, welche die Soldaten an Bord trugen, dämpften den Lärm etwas ab, während sie noch einmal ihre Ausrüstung überprüften. » Ich gewöhn’ mich glaub’ ich nie an den Scheiß. «, hörte man Sergeant Scott durch das Mikrofon seines Headsets knurren, als er das Magazin seines M4 überprüfte. » Dieser Lärm macht einen nicht nur taub, sondern auch wahnsinnig. « Scott war bereits seit einigen Monaten in Syrien stationiert und leitete ein fünfköpfiges Team, welches mit ihm in dem Hubschrauber saß. Sein dunkles Haar war bereits grau-meliert, aber davon sollte man sich nicht täuschen lassen. Der 44-Jährige war zwar nicht mehr der Jüngste, aber seine Fähigkeiten waren nach wie vor nicht von schlechten Eltern. Sam Walters schaute zu seinem Vorgesetzten hinüber. Er saß an einem der 7,62-mm-Maschinengewehre an den seitlichen Fenstern und schaute aufmerksam auf die Landschaft, die unter ihnen hinweg sauste. » Du solltest nicht so viel rum jammern, alter Mann. Taub bist du sowieso schon. « Scott warf dem Jungspund einen finsteren Blick zu, doch Sam zuckte kein Stück zurück. Nach einer Weile des Schweigens, brachen beide gleichermaßen in Gelächter aus, in das nun auch die anderen Mitglieder des Teams mit einstimmten. » Du gefällst mir, Walters. Erinnerst mich an meine Anfänge bei der Army. Jung, dumm und immer für schlechten Humor bereit, den die meisten falsch verstehen. « Der jüngere Soldat grinste und blickte nach draußen, wo die sandige Gegend rund um Damaskus unter ihnen hinweg fegte. Das Team war auf dem Weg zum nächsten Stützpunkt, um dort seine Kameraden zu unterstützen. Der Terrorismus hatte in diesem Land in den letzten Jahren zugenommen und mittlerweile auch Europa und die USA heimgesucht. Die Drohnen der Air Force halfen zwar dabei, Ziele wie Waffenlager oder sonstige Basen der Milizen aufzufinden und zu zerstören, doch die Bodentruppen waren es, welche die wirklichen Kämpfe in diesem Land austrugen. Selbstmordattentate und Angriffe  auf die Zivilbevölkerung waren hier trauriger Alltag. Scott hatte bereits in Afghanistan gedient und gegen die Taliban gekämpft. Nun war er hier in Syrien und kämpfte gegen neue Bedrohungen wie den Islamischen Staat und andere Gruppierungen, die auf der ganzen Welt Anschläge verübten. Er und sein Team sollten dafür sorgen, dass solche Anschläge im Keim erstickt wurden, indem sie den Anführern der Terrorgruppen eine Kugel durch den Kopf jagten. Dass das meist nicht allzu viel brachte, wusste der erfahrene Sergeant allerdings auch. Schlug man einer Schlange den Kopf ab, wuchsen ihr mindestens zwei neue und so war es bei diesen Möchtegern-Propheten auch der Fall. Dennoch war der Job von ihm und seinem Team wichtig, um Zeichen zu setzen. Sein Land tat etwas dafür, um Anschläge wie den 11. September nicht erneut geschehen zu lassen.
Bei all den Gedanken, die den Soldaten durch den Kopf gingen, fiel ihnen für einen kurzen Moment nicht auf, dass sich etwas verändert hatte. » Hört ihr das? «, fragte Scott in die Stille.
» Nein. Was? «, hakte Ryan Shepherd, ein weiterer Teil des Teams, nach.
» Genau das ist das scheiß Problem. «
Ein plötzlicher Ruck ging durch den Black Hawk. Die Headsets waren ausgefallen und genauso hatte soeben offenbar auch der Rotorkopf versagt. Scott riss sich das Headset vom Kopf. Sofort schoss ihm Adrenalin durch die Adern und sein Überlebensinstinkt schaltete sich ein. Wenn sich der Rotor eines Hubschraubers nicht mehr drehte, war das alles andere als gut. Auch die restlichen Männer seines Teams bemerkten langsam, dass etwas nicht stimmte, und wollten aufstehen. » Sitzen bleiben. «, befahl ihnen der Sergeant streng, während er sich seinerseits erhob und zu der Metallwand lief, welche seine Crew vom Cockpit trennte. Während des Fluges hatte er keine Möglichkeit, ins Cockpit zu gelangen, also musste er sich etwas einfallen lassen. Der Stahl war stabil, aber nicht allzu dick. Mit einer Hand schlug er gegen die Trennwand, so fest er konnte. » Was ist da drüben los? «, rief er mit lauter Stimme, in der Hoffnung, die Piloten im Cockpit können ihn hören. Es dauerte einen langen, unangenehmen Augenblick, bis einer der Piloten antwortete. Seine Stimme war gedämpft durch den sie voneinander trennenden Stahl und Scott musste sich anstrengen, ihn zu verstehen. » Systemausfall. Wir stürzen ab. « Scheiße, dachte sich der erfahrene Soldat und drehte sich zu den Anderen um. Er hatte die Verantwortung für alle an Bord anwesenden Soldaten und ihre Sicherheit war seine oberste Priorität.
Ein weiteres Rucken ging durch die Kabine des Black Hawk und Scott, der nicht mehr angeschnallt war, stieß unsanft mit seinem Kopf gegen die metallische Decke. Sein Kopf brummte, aber das war gerade seine geringste Sorge. Sie stürzten ab. Und wenn man aus nur gut 2000 Fuß abstürzte, hatte man auch keine Möglichkeit, mit einem Fallschirm herauszuspringen. Verdammt. Wieso hatte er vor Abflug den Befehl gegeben, nicht die übliche Flughöhe anzustreben, sondern so bodennah zu fliegen? Natürlich war es für die Beobachtung ihrer Umgebung deutlich sinnvoller gewesen, nicht über 10000 Fuß hoch zu fliegen, aber aus einer solchen Höhe hätten sie den Hubschrauber immerhin ohne Probleme mit Fallschirmen verlassen können. Nun blieb ihnen nichts anderes, als sitzen zu bleiben und zu beten, dass sie den Aufprall am Boden überleben würden. Und die Chancen standen - das musste Scott leider zugeben - verdammt schlecht. Nein, nicht schlecht. Sie standen beschissen.
Das sonst so ruhige Team des erfahrenen Sergeant schaute ihn nun panisch an. Ihre Augen waren geweitet, als er sich wieder auf seinen Platz setzte und sich anschnallte. Sie erwarteten, dass er irgendetwas sagte, aber seine Kehle war trocken. Er atmete durch. Sein Blut dröhnte in seinen Ohren und sein Herz schlug so schnell, dass er glaubte, es würde ihm demnächst aus der Brust springen. Ein letztes Mal atmete er tief ein, bevor er zu seinen Männern sah. » Gott schütze euch. « Das waren die letzten Worte, die er über seine Lippen brachte, bevor er einen harten Aufprall wahrnahm und kurz darauf alles um ihn herum schwarz wurde.